Folgen häuslicher Gewalt für die Kinder

Ein Kind ist von häuslicher Gewalt immer mitbetroffen.

Der grosse psychische Stress der Kinder kann folgende Auswirkungen haben:

  • posttraumatische Stresssymptome;
  • Angststörungen oder Depressionen;
  • Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten;
  • körperliche und psychosomatische Gesundheitsprobleme;
  • mangelnde Sozialkompetenz und mangelndes Kommunikationsgeschick (Aggressivität, Abschottung, Hyperaktivität, Kriminalität usw.);
  • geringe Selbstachtung.

In der Kindheit Gewalt ausgesetzt zu sein, erhöht zudem die Gefahr, zum Opfer zu werden – namentlich körperlicher oder sexueller Übergriffe – oder im Erwachsenenalter selbst Gewalt anzuwenden.

Ein vernachlässigtes Kind kann eine Identität, gezeichnet durch Resignation, entwickeln, indem es sich selbst kleinmacht, sich mit wenig zufriedengibt. Das Kind lebt in einer schmerzhaften Einsamkeit. Es lernt, ohne andere auszukommen und erschafft sich manchmal eine Scheinwelt, in der es lebt.

Ein Kind, das daheim Gewalt miterlebt, kann sich dafür schämen. Es lebt in ständiger Alarmbereitschaft. Sein Organismus und seine sensorische Erinnerung sind vom ständigen Stress und vom Wechsel zwischen Angst und Panik beeinträchtigt. Sein Denken ist blockiert oder vom Erlebten dissoziiert.

Das Unterdrücken kann zu einem stummen Aufstand führen. Die gesunde Wut nimmt eine pathologische Form an, die das Kind gegen sich selbst (Selbstzerstörung, riskantes Verhalten) oder gegen aussen (Auge um Auge; ‘man muss herumschreien, um ein Recht auf Existenz zu haben’) richtet.[1]

Doch es gibt Schutzfaktoren, die den Kindern trotz der erlebten Gewaltepisoden ermöglichen, sich gesund zu entwickeln, eine Fähigkeit zur Resistenz und Resilienz zu entwickeln: ein stabiles soziales Umfeld, Erfahrungen persönlicher Verwirklichung und Erfolge (z.B. bei einer künstlerischen Tätigkeit, beim Sport oder anderem), konstruktive und motivierende Beziehungen – nicht nur im engen zwischenmenschlichen Rahmen, sondern auch ausserhalb.

[1] Simoens Jean-Louis, Leiter der Abteilung Partnerschaft und Häusliche Gewalt, Verantwortlicher der Hotline Häusliche Gewalt (französischsprachiges Belgien), Koordinator der Fachstellen für Häusliche Gewalt, «Unterstützung von Kindern, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind – Wer? Wann? Wo? Wie?», Tagung des Walliser Netzwerks gegen häusliche Gewalt vom 12. April 2018.

Veröffentlicht am 15. Juni 2022

Einwilligung zur Verwendung von Cookies
Indem Sie Ihren Besuch auf dieser Website fortsetzen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies zur Verbesserung Ihres Nutzererlebnisses und zur Erstellung von Besuchsstatistiken einverstanden. Über nachstehende Schaltflächen können Sie Ihre Cookie-Einstellungen anpassen.
Meine Einstellungen