Kinder und Jugendliche, die in einem gewaltgeprägten Umfeld aufwachsen, sind enormen Stressquellen ausgesetzt. Allein die Tatsache, dass sie Gewalt zwischen ihren nächsten Bezugspersonen miterleben müssen, stellt an sich eine Form von häuslicher Gewalt dar. Das Leben der Kinder und Jugendlichen wird dadurch stark beeinträchtigt:
- Loyalitätskonflikte
- Zwiespältige Emotionen gegenüber den Eltern
- Klima aus Angst und Schrecken
- Unsicherheit
- Last des Geheimnisses und soziale Isolation
Ausserdem birgt die Gewalt, die in der Kindheit miterlebt wird, ein stark traumatisierendes Potenzial (auch wenn sich keine direkten Symptome zeigen). Häufig zieht sie schwerwiegende Folgen bis ins Erwachsenenalter nach sich (tendenziell höheres Risiko, zum Opfer zu werden, insbesondere körperlicher oder sexueller Übergriffe).
Gewaltopfer zu sein, bedeutet eine Gefährdung des Kindswohls. Daher müssen die zuständigen Behörden und Fachleute in solchen Fällen rasch, angemessen und koordiniert intervenieren. Es gilt, das Kind zu schützen und den gewaltbetroffenen Elternteil zu unterstützen – aber auch das Verantwortungsbewusstsein der gewaltausübenden Person zu wecken. In diesem Sinne sind die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stellen und die Verstärkung der erzieherischen Fähigkeiten der Eltern entscheidende Massnahmen, um den Kindern und Jugendlichen zu helfen.
Wie wächst man auf, wenn zu Hause, wo man eigentlich einen sicheren Hafen finden sollte, Gewalt zum Alltag gehört? Welche Folgen kann das für die Zukunft haben? Wie kann man seinem Kind helfen, nach einer solchen Erfahrung aufzuwachsen und sich zu entfalten? Wo findet man Hilfe ?
Veröffentlicht am 15. Juni 2022